JazzClub Singen

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Mi 16. Sept 1998 - 20:30 - GEMS

Bobo Stenson Trio

Bobo Stenson (Piano), Anders Jormin (Bass), Jon Christensen (Drums)

Der schwedische Pianist Bobo Stenson war bereits zweimal beim Jazz Club Singen zu Gast: vor Jahren mit dem Charles Lloyd Quartet und im Mai diesen Jahres mit dem Tomasz Stanko Sextett. Beide Konzerte gehören ohne Übertreibung zu den absoluten Höhepunkten der bisherigen Konzerte des Jazz Clubs und werden neben wenigen anderen immer in Erinnerung bleiben.

Grossen Anteil daran hat eben dieser Bobo Stenson, der seit nunmehr drei Jahrzehnten zu den profiliertesten und eigenständigsten Musikern der europäischen Jazzlandschaft gehört. Sein Name ist - wie der des Drummers Jon Christensen - eng mit der ersten ECM-Stunde verbunden. Für das Profil und die Geschichte dieses Labels leistete ihre musikalische Arbeit entscheidenden Beitrag.

Stensons jüngste CD-Veröffentlichung auf ECM *War Orphans* ist seine dritte Einspielung unter eigenem Namen. Begeistert rühmte die internationale Kritik die lyrische Dichte und rhythmische Spannung sowie eine beeindruckende Harmonie im Interplay der Musiker, zu denen noch der Bassist Anders Jormin (ebenfalls Mitglied bei Charles Lloyd) gehört. Die Zeitschrift Stereo wählte eben diese CD zur Jazz CD des Monats April!!

Wenn man Stenson mit seinem Trio hört, beeindruckt er durch sein reflektierendes Spiel, ein freies Rhapsodieren und subtilen Swing. Freilich haben gerade Pianisten ein fast unübersehbares Gebirge von Vorbildern vor sich, an deren Einflüssen sie kaum vorbei kommen. Da sind z.B. die Phantasien von Keith Jarrett, die harmonischen Freiheiten von Paul Bley, das interaktive Spiel von Bill Evans und, was Saxophonisten betrifft, die meditationsnahe, spirituelle Einstellung von Charles Lloyd. Aber Stenson vermag all diese Einflüsse zu bündeln und eine eigene, stark klangmalerisch bestimmte Duftnote hinzuzufügen. So lässt er uns den Kosmos erahnen, der Geschichte des Jazzklaviers innewohnt. Das thematische Material benutzt der Schwede dabei lediglich als Ausgangsmaterial, als Startrampe.

"Eine überzeugende und reife Dichte, wie sie von der Musik des Trios ausging, kann nur von grossartigen Solisten hervorgebracht werden und basiert auf einer jahrelangen und profunden Kenntnis des anderen. Daher wurden die Erwartungen, die in dieses Konzert gesetzt worden waren, mehr als erfüllt." (Badische Zeitung)