Do 24. Okt 2013 - 20:30 - GEMS
Tim Berne's *Snakeoil*
Der Altsaxophonist Tim Berne ist einer der eigenwilligsten und originellsten Köpfe der zeitgenössischen Jazzszene. Seit er Ende der 1970er begann, sich einen Namen zu machen, sperrt er sich erfolgreich dagegen, dass man ihn in eine stilistische Schublade steckt. Ob unter eigenem Namen oder mit Bands wie Bloodcount, Big Satan oder Miniature – Berne überrascht immer wieder aufs Neue. Nun hat er mit dem Klarinettisten Oscar Noriega, dem jungen aufstrebenden Pianisten Matt Mitchell und dem Drummer Ches Smith ein brandneues Projekt namens *Snakeoil* auf die Füsse gestellt und seine erste Platte auf dem deutschen Label ECM unter eigenem Namen veröffentlich. Immer wieder wird sein "leichter, lyrischer Ton" gelobt, der im Kontext des neuen beinahe kammermusikalischen Quartetts nun noch viel besser zur Geltung kommt. Seinen musikalischen Biss hat Berne darüber jedoch nicht verloren.
Die sechs Stücke der CD verstehen sich als Spielwiesen mit reichlich Raum für ebenso spannende wie vertrackte Situationen. Berne kommt es dabei nicht auf solistische Grosstaten an, sondern auf den Gruppensound. Wobei dieser, hat man sich mal reingehört in den Output der einzelnen Instrumente, umso mehr fasziniert, als jeder Musiker, einer sich durchs Unterholz windenden Schlange gleich, einem ganz anderen rhythmisch-melodischen Pfad zu folgen scheint. Nate Chinen, Kritiker der New York Times, setzte 2012 Tim Bernes ECM-Album auf Platz 1 seiner Bestenliste.
"Ein prächtiges, grüblerisches Statement eines Altsaxophonisten und Komponisten mit felsenfester Gesinnung, das ein agiles kammermusikalisches Ensemble vorstellt. Aufgenommen mit eindringlicher Klarheit, ist dies ein Album, das einen dazu ermuntert, sich vollkommen darin zu vertiefen, während es sich gleichzeitig sträubt, seine Geheimnisse preiszugeben." - "Für diese CD begibt sich Tim Berne, indem er ungewöhnliche, rhythmische, harmonische und melodische Strukturen zusammenfügt, auf neues musikalisches Terrain. Die Protagonisten seines Quartetts haben sich in den spannenden Übergängen von Modernem Jazz und Neuer Musik gesucht und gefunden. Wie sie in kunstvoll kreierten Themen Spannungsebenen aufbauen und wieder auflösen, ist nur eine der vielen Überraschungen dieser Einspielung." (Fono Forum; Jazzthetik und Jazz'n'More 5 Sterne)